Hybrid - Kemonomimi

(Weitergeführtes Rollenspiel von Lilly's Rollenspiele)


Normalerweise will jeder Mensch ein aufregendes Leben haben. Aber wenn das Leben von ganz alleine plötzlich eine Wendung nimmt, kann so mancher Mensch sich wünschen, dass alles wieder normal wäre. Sasaru Kobayashi ist eine Mittelschülerin mit dem Wunsch nach einem aufregendem Leben. Als ihr eines Tages ein katzenartiger Mensch über den Weg läuft, ändert sich schlagartig ihr gesamtes Leben. Mit einem Spürsinn für Hybriden, sogenannte Mischwesen, ausgestattet, muss sie ihm helfen diese zu finden und für die menschliche Welt unschädlich zu machen. Doch das alles soll ein Geheimnis bleiben, was aber schwer zu hüten ist. Sasaru und ihre neuen Freunde müssen diese wichtige Aufgabe bewältigen, damit die Menschheit eines Tages wieder normal leben kann. Wenn nicht, wird das gewaltige Folgen davon tragen.

(Zusammengeführter Ahang folgt...)

Mal wieder hatte ein ganz normaler Tag begonnen. Ein Tag, der eigentlich genau wie jeder andere auch sein sollte. Genervt von dem Wecker, der schon dreimal geklingelt hatte, krachte die Tür zum Kinderschlafzimmer ein. "Junges Fräulein! Wenn du nicht beim vierten Weckerklingeln aus dem Haus bist, trete ich dich höchstpersönlich in die Schule!" brüllte eine junge Frau ins Zimmer hinein. "Also mein Schatz, dein Frühstück kannst du auf dem Weg essen!" ergänzte sie, wie gewechselt. Freudig lächelnd verließ sie das Zimmer und ging die Treppe runter in die Küche. Vor lauter Schreck lag Sasaru auf dem Boden, die Decke halb unter dem Körper geplättet. Nach ungefähr drei Minuten schleifte sie sich dann endlich nach unten. Mit einem verschlafenen Gesichtsausdruck schnappte sie sich ihr Frühstück und verließ das Haus. "Bye Mum!" rief sie noch kurz, bevor die Tür ins Schloss fiel. Da der Wecker schon vier Mal geklingelt hatte, bedeutete das, dass sie bereits zwanzig Minuten Verspätung hatte. So schnell sie konnte, rannte sie in Richtung Schule. Als sie gerade in eine Seitenstraße einbog, vernahm sie plötzlich ein seltsames Geräusch. Sie blieb stehen. Irgendwie drehte sich plötzlich alles um sie herum. Eine Glocke ertönte. Etwas war seltsam. Blitzartig drehte Sasaru sich um. Direkt vor ihr sprang gerade irgendetwas über sie. Als sie sich wieder umdrehte, war es aber schon um die nächste Ecke verschwunden. Ein seltsamer Schatten folgte. Neugierig rannte sie dem Etwas hinterher, ohne dabei an die Zeit zu denken. Jedoch war sie wesentlich langsamer, weshalb sie es schnell aus den Augen verloren hatte. Sie bremste ab und lief wieder auf ihren normalen Weg.

Inzwischen rannte das Wesen die Straßen hinter den Häusern entlang. Es bremste in einer Sackgasse ab, worauf es schnell umdrehte und gleich in der nächsten landete. Während eines kurzen Blickes nach hinten sprang es auf eine Feuerleiter und rannte über einige Dächer, wobei während des Sprunges erneut eine Glocke ertönte. Der Schatten stoppte und gab einen gequälten Schrei von sich. Daraufhin verschwand er, wie als wenn er sich auflösen würde. Mit einem Grinsen lief das Etwas weiter, wobei es plötzlich gegen Sasaru knallte. Während der Berührung kam es so vor, als würde die Energie der Beiden direkt aufeinander treffen. Geschockt fiel Sasaru auf den Boden. Vor ihr stand weder ein Mensch, noch ein Tier. Es sah zwar menschlich aus, aber mehr auch nicht. Ihr Blick wanderte über den Schweif und die animalischen Ohren. Es sah sehr verletzt aus. Mit funkelnden Augen blitzte es sie an und sprang mit einem Satz über die Häuser hinweg. Sasaru starrte verwundert hinterher. "Eine...Katze?" fragte sie sich verwundert. In dem Moment fiel ihr ein, dass sie schleunigst in die Schule musste. Kreischend lief sie den restlichen Weg. //Wenn ich noch einmal zu spät komme, muss ich sicher wieder in der Schule bleiben...// dachte sie seufzend.

Als sie nach ungefähr einer halben Stunde ankam, waren die ersten Stunden schon längst vorbei. "Mist, ich hab bis zur Pause gebraucht." murmelte sie niedergeschlagen. Sie legte ihre Tasche ab und lehnte sich gegen einen Baum, der am Schulweg stand.

Ihre Freundin Miyuki hing sich kopfüber vom Baum herunter und schaute Sasaru direkt ins Gesicht. Sie knipste anschließend schnell ein Foto von ihrer Freundin. "Mal wieder zu spät, was?" fragte sie als sei das schon reine Routine bei ihnen. Mit einem Satz hangelte sie sich wie ein Äffchen vom Baum runter und landete vor Sasaru. Ihr Blick fiel auf deren Tasche. "Ui! Bento!" rief sie freudig und kramte in der Tasche herum, bis sie Sasaru's Frühstucksbox gefunden hatte. Diese nahm sie auf ihren Schoß und machte es sich erstmal bequem. Sasaru's Meinung dazu war ihr wohl völlig egal, denn sie begann einfach ihr essen zu verputzen. "Sag mir, warum dieses Mal? Und jetzt erzähl mir nichts von 'verschlafen' oder 'zu lang gebraucht'. Die Geschichten kenn ich schon" schmatzte sie. Ihre Kamera verstaute sie wie üblich in ihrer Rocktasche, die sie trotz Schuluniform immer dabei hatte, was die Lehrer schon entnervte. "Bevor du loserzählst, rat mal was mir passiert ist! Ich hab einen leibhaftigen Geist fotografiert! Sieh mal!" Sie zeigte ihr ein Bild auf ihrer Kamera. Darauf war aber nichts zu sehen. "Huh? Das ist ja komisch. Vorhin war er doch noch drauf! Mensch..." meinte sie und drückte auf ihrer Kamera herum.

Seufzend setzte sich Sasaru auf den Boden. "Es gibt keine Geister. Das müsstest du eigentlich wissen." Sie schaute zu Miyuki rüber. "Ich bin zu spät, weil ich auf dem Weg zur Schule abgelenkt wurde. Ich weiß nur nicht genau, was mir dort begegnet ist. Entschuldige mich kurz, ich muss mich beim Lehrer anmelden!" sagte sie und stand auf. Im Schnellschritt lief sie auf das Schulgebäude zu. Da sie nicht aufpasste, stieß sie aber gegen jemanden. "Heh... Warum kannst du nicht einmal wach zur Schule kommen?" fragte ein etwas älterer Schüler sie, gegen den sie gestoßen war. Erschrocken starrte sie ihn an. "A-a-a-a-! ICH MUSS WEG!" kreischte sie rot wie eine Tomate im Gesicht. Sie rannte, so schnell sie konnte, zurück zu Miyuki und versteckte sich hinter dem Baum. "Nicht schon wieder..." murmelte sie verzweifelnd.

Kiyoshi saß im Schatten eines alten Baumes und ließ seinen Blick über die Schüler schweifen. Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen als er Miyuki sah, wie sie auf einem anderen Baum herum kletterte als sei sie dafür gemacht. Er ließ seinen Blick zu den älteren Schülern weiter schweifen, biss von seinem Käsebrot ab und verschluckte sich direkt und er senkte beschämt seinen Kopf, weil sein Blick zu seinem Bruder und dessen Freunden, besonders zu einem, geglitten war. Ein leichtes Rot zierte seine Wangen und er wollte bereits wieder in sein Käsebrot beißen um die Gedanken an ihn zu verdrängen, als ihm die Worte seines Vaters einfielen und er noch röter wurde. Wütend auf sich selbst stand er auf, warf das Brot in den Müll und lief auf das Schulgebäude zu. Als er am Klassenzimmer ankam, seufzte er leise, da so viele Schüler auf die Tür zudrängten, dass schlussendlich fast niemand mehr durchpasste. Kiyoshi strich sich die langen Haare aus dem Gesicht und wartete geduldig.

Als Sasaru auf die Uhr sah, war es bereits Beginn der nächsten Stunde. "Wir müssen los! Komm mit, Miyuki!" meinte sie und stand auf. Schnell lief sie in das Gebäude rein, die Treppen hoch, ins Klassenzimmer hinein. Der Lehrer selbst war noch nicht da. Erleichtert ließ Sasaru sich auf einen Stuhl fallen. "Vielleicht merkt es ja niemand...ich will nicht nachsitzen" jammerte sie und legte sich halb auf ihren Tisch. Als sie plötzlich eine seltsame Presenz spürte, drehte sie sich leicht um. Sie sah aber nur noch, wie ein Junge im hinteren Teil der Klasse seine Augen von ihr abwendete. Verwundert wendete sie sich wieder. //Seltsam...er ist gerade einmal eine Woche hier, aber trotzdem ist er immer noch immer alleine, wenn ich ihn sehe. Ich weiß nicht einmal seinen Namen...// dachte sie abgelenkt.

Miyuki machte es sich auf ihrem Stuhl gemütlich und schaute zur Klassentür. Der Lehrer hatte ein wenig Verspätung. Großes Glück für die beiden, denn sie hatten niemand anderen als Mr. Johnson, der ihnen vermutlich die Köpfe abgerissen hätte und sie mindestens bis zu ihrem Abschluss nachsitzen lassen würde. Jedenfalls war das bei den vorigen Klassen so streng gewesen. Und bei den Mädchen immer schlimmer als bei den Jungs. Man könnte fast meinen der Kerl hätte was für Jungs übrig, wenn das nicht so absurd klingen würde.

Nach wenigen Minuten ging die Tür unsanft auf und Mr. Johnson betrat das Zimmer. Streng wie immer stellte er sich direkt vorne hin und rasselte die Anwesenheitsliste runter. Als er bei Miyuki ankam, blitzte er sie verachtend an. Ja, sie hatte ihn schon öfter auf die Palme gebracht. Wie zum Beispiel letzte Woche, wo sie ihn fotografiert und einen Eselkopf auf seinen Körper gesetzt hatte. Das Foto hatte sie an die Pinnwand gehängt wo es alle sehen konnten. Das machte sie ziemlich unbeliebt bei ihm. Als er mit der Anwesenheit fertig war, gab er jedem Schüler ein Geschichtsbuch und gab ihnen eine Aufgabe. Bei Kiyoshi blieb er kurz stehen und lächelte ihn an.

Als er weiter ging lehnte sich Miyuki vorsichtig zu Sasaru rüber. "Was für ein Freak" flüsterte sie mit einem genervten Blick. "Kein Getuschel! Sonst dürft ihr morgen um fünf Uhr aufstehen und die Kaugummis von den Tischen der Cafeteria kratzen, Gören!" sagte Mr. Johnson streng, während er mit einem Buch auf Miyuki’s Tisch schlug. "Ja wohl, sehr verehrter Herr Lehrer Johnson." sagte Miyuki schauspielerisch als würde es ihr voll leid tun. "Fahren wir mit dem Unterricht fort!" rief Mr. Johnson und setzte sich vorne ans Lehrerpult.

Sasaru lief ein kalter Schauer über den Rücken. Sie mochte diesen Lehrer nicht. Irgendwie war er ihr unheimlich. Vor allen dingen mochte sie ihn nicht, weil sie schon so oft bei ihm nachsitzen musste. Er war wahrscheinlich einer der einzigen Lehrer, die nicht auf ihren mentalen Schutz achteten. Sie schaute kurz wieder nach hinten, in die letzte Reihe, wo der neue Junge saß. Irgendwas war anders an ihm. Dieser schaute in diesem Moment den Lehrer mit einem verachtenden Blick an, der wahrscheinlich einen Menschen töten konnte, wenn das denn möglich wäre. Leicht verlegen und verwundert zugleich drehte Sasaru sich wieder um und starrte auf ihr Buch.

Mr. Johnson bemerkte den Blick des Jungen und blitzte entnervt zurück. Streng ging er auf ihn zu und knallte sein Buch auf das Pult des Jungen. Das Pult wackelte richtig unter dem Druck. "Junger Mann! Setz einen anderen Blick auf, oder du wirst Nachsitzen. Und ich werde das in deiner Akte verzeichnen, mein Lieber. So bekommst du keine Arbeit!" meinte er streng und richtete seine Krawatte zurecht. Miyuki warf ihm einen Blick zu nach dem Motto 'Hast du eigentlich nichts Besseres zu tun?'. Sie kramte kurz in ihrer Tasche und holte ein Blasrohr mit Papierkügelchen raus. Eins davon schoss sie auf den Hinterkopf des Lehrers. Dieser drehte sich gereizt um. "Wer war das?" fragte er. Miyuki meldete sich wie eine Streberin. "Es war der da, lieber Herr Lehrer Johnson" rief sie und zeigte auf ihren Mitschüler, der immer am pennen war und sowieso nichts mitbekam. "Er ist Traumspucker, Sir" meinte sie fest überzeugt. Mr. Johnson rümpfte die Nase und wendete sich wieder dem Jungen zu. "Also, Junge?" fragte er streng.

Der Junge legte grinsend seinen Kopf auf eine seiner Hände und schloss die Augen. "Sie glauben doch nicht wirklich, dass mir das irgendwas ausmachen würde, oder?" Er öffnete die Augen und schaute auf die anderen Schüler. "Meinem Eindruck nach haben sie in dieser Schule mehr Respekt als Popularität verdient. Ich würde nicht mal nachsitzen, wenn ich deshalb von der Schule fliegen würde. Also... was wollen sie damit eigentlich bezwecken? Rache? Oder wollen sie mir wirklich eine Lehre erteilen, die ich nicht verdient habe? Mimik ist schließlich menschlich und hat keinerlei Zuhang zur Strafbarkeit!" meinte er lächelnd. Er wendete sich ab und öffnete sein Buch. "Fahren sie lieber mit dem Unterricht fort, bevor wir wichtigen Unterrichtsstoff verlieren!"

Mr. Johnson schaute den Jungen ärgerlich, nein grade zu entsetzt an. So etwas hatte sich noch kein Schüler in seiner ganzen Lehrzeit erlaubt. Und das wollte er sich natürlich nicht gefallen lassen. Nein, ausrasten wollte er nicht. Das würde andere Konsequenzen haben. Welche, die man sich gar nicht vorstellen möchte.

Hiroko kippelte missmutig auf seinem Stuhl und ließ seinen Blick durch die Klasse schweifen. Mit dem Grossteil seiner Mitschüler hatte er noch nie ein Wort gewechselt, abgesehen von Arbeitsgruppen in denen er mit ihnen reden musste. Zwar hatten mehrere ihn schon angesprochen, aber ihn auch schnell wieder stehen lassen, nachdem mehrere Stunden keine Antwort gekommen war. Als er grade seinen Blick über Miyuki schweifen ließ, wendete sich der Lehrer plötzlich an ihn. "Hiroko, möchtest du nicht auch einmal etwas zum Unterrichtsgeschehen beitragen? Deine mündliche Mitarbeit würde nicht darunter leiden." Hiroko schaute mürrisch in Richtung Tafel. "Das können sie doch viel besser als ich." Er grinste schief und widmete sich wieder seinem vollgekritzelten Blatt Papier."

Mr.Johnson schaute sich wütend in der Klasse um und schritt dann energisch durch die Reihen. "Wenn es so ist... dann wünsche ich ihnen allen viel Spaß heute Nachmittag, wenn sie den Putzfrauen etwas unter die Arme greifen. Kiyoshi? Für dich gilt das natürlich nicht." Der Ausdruck in Mr. Johnsons Gesicht veränderte sich schlagartig in ein liebevolles Lächeln, das Hiroko nicht sehr oft gesehen hatte, genau genommen noch nie.

Schweigend schaute Mr. Johnson in das Buch und gab den Schülern ein Zeichen, dass sie lesen sollten. Danach verließ er das Zimmer. "Das war ja mal das oberkrasseste was ich je gesehen hab! Der Junge weiß wie man Lehrer zum kochen bringt. Meinst du er gibt mir Unterricht, Sasaru?" fragte Miyuki sich eher selber mit energischem Blick. Wenigstens hatten sie jetzt erst einmal keinen strengen Unterricht dank ihm. Der Junge stützte seinen Kopf wieder auf seine Hand und schaute auf sein Pult. "Also echt... Endlich ist er weg!" murmelte er vor sich hin. Er erhob sich von seinem Platz, nahm den Sitzplan vom Lehrerpult und ging zurück dahin, wo er herkam. Abwechselnd ließ er seine Augen auf das Blatt Papier und die Schüler schweifen. Bei einigen haschte er etwas länger einen Blick. Besonders bei Kiyoshi. Er machte kurz mit einem Stift ein Kennzeichen auf den Sitzplan und ging dann weiter die Schüler durch.

Gerade in diesem Moment klingelte es. Erleichtert liefen alle Schüler aus dem Klassenraum, ohne die ausgesprochene Drohung ernst zu nehmen. Auch Sasaru beeilte sich, um nicht wieder nachsitzen zu müssen. Als sie noch mal in den hinteren Teil des Klassenzimmers sah, war der Junge seltsamerweise verschwunden. "Hm... Wird wohl schon gegangen sein!" murmelte Sasaru nachdenklich. Folgend verließ sie den Raum. Zum Glück war in der letzten Stunde Gartenkunde. Dort konnte man sich immer wunderbar im freien entspannen. Also ging Sasaru auch gleich zum selbst angelegten Paradiesgarten der Schule. Normalerweise würde dort der Unterricht stattfinden. Eine Durchsage ertönte. Die Lehrerin war auf kurze Zeit plötzlich krank geworden. Was seltsam war, da Sasaru sie noch vor kurzem kerngesund gesehen hatte. Aber Hauptsache war, dass die Stunde ausfiel. So konnte man sich noch viel mehr Zeit nehmen, bevor man nach Hause musste. Freudig legte sie sich in den Garten und starrte in den Himmel.

Miyuki hastete keuchend über die Wiese und bremste vor Sasaru ab. Mit einem großen Schwung flog sie durch das plötzliche Stehen über Sasaru, purzelte einen kleinen Hügel hinunter und krachte gegen einen Baum. Als sie sich wieder aufgerappelt hatte, krackselte sie wieder zu Sasaru und rüttelte sie. "Omg omg omg! Es ist schon wieder passiert! Sie stand da, und ich... und sie... und dann CRASH und es war ja voll gar nicht meine Schuld und so. Aber das glaubt mal wieder jemand und boah war die alte wieder schlimm geschminkt und diese Haare! Achja, kommst du mit ins Direktorbüro?" plapperte sie vor sich hin und starrte Sasaru erwartungsvoll an.

Etwas perplex über Miyuki's langes Geschwafel nickte Sasaru. Sie hatte zwar null Ahnung, was Miyuki wieder angestellt hatte, aber normalerweise musste sie eh nachsitzen. Sie kannte ihre Freundin zwar erst seit ein paar Wochen, aber trotzdem wusste sie schon so einiges über sie. Zum Beispiel, dass sie sehr unbeliebt bei den Lehrern war. "Dann lass uns doch gleich mal hingehen. Was auch immer los ist. Solange wir nicht irgendwem aus der Oberstufe begegnen... die Gerüchteküche ist schlimm da oben! Obwohl du dort wahrscheinlich eh schon sehr bekannt sein dürftest!" kicherte sie.

Miyuki schnappte sie sich und rannte mit ihr durch die Gänge. An den Kurven lies sie Sasaru einfach gegen die Wände krachen. Als sie an einem Klassenzimmer vorbei rannte, kam ein Lehrer heraus. "Hier wird nicht gerannt!" rief er streng. "Ach, suchen sie sich einen Job!" rief Miyuki nur zurück. "Das hier IST mein Job!" sagte der Lehrer sauer. "Tja, dann kaufen sie sich einen Hund oder so den sie herumkommandieren können." meinte Miyuki nurnoch als sie um die nächste Ecke bog. Vorm Direktorzimmer angekommen, bremste sie ab, knallte erstmal gegen die Wand und blieb liegen. "Komm herein, Miyuki." seufzte der Direktor. Miyuki stand wieder auf und öffnete verlegen die Tür.

Am Fuß der Treppe traf Kiyoshi auf den Jungen, der im Unterricht so aufgefallen war, und blieb stehen. Warum wusste er auch nicht so genau, aber er wollte unbedingt wissen, weshalb er so auf Mr. Johnson reagiert hatte. Scheu lächelte er ihn an und strich sich mit einer kurzen Handbewegung die Haare aus dem Gesicht. "Du magst Mr. Johnson wohl nicht so, oder?"

Der Junge schaute von der Treppe auf zu Kiyoshi. Er starrte ihn eine Zeit lang wortlos an. "Lehrer sind meiner Meinung nach keine Respektspersonen. Schließlich kann mir keiner sagen, was ich zu tun und zu lassen habe. Schon gar keine dummen Beamten... Dein Name ist Kiyoshi, oder?" entgegnete er.

Kiyoshi nickte leicht verstehend. "Ja, ist er." Kurz schwieg er und folgte mit den Augen verschiedenen Schülern, die an ihnen vorbei liefen, bevor ihm einfiel, dass er seinen Namen gar nicht kannte "Und deiner?"

"Mein Name...?" Der Junge zögerte kurz. Er schaute nervös auf die Treppe vor sich. Er richtete seinen Blick aber schnell wieder auf Kiyoshi. Schweigend musterte er ihn. Es hatte den Anschein, als würde er erst irgendetwas erwarten, bevor er ihm antworten könnte.

Kiyoshi legte lächelnd den Kopf zur Seite. Kurz folgte er seinem Blick, konnte allerdings nichts erkennen, was ihm seine Frage beantworten würde, beziehungsweise warum der Junge ihm nicht einfach antwortete, eben hatte jener mit den Worten nicht im Zaun gehalten, doch bei der einfachen Frage nach seinem Namen sagte er nichts.

Schwungvoll sprang Miyuki auf den Stuhl, der für sie vorgesehen war und legte ihre Füße auf das Direktorpult. "Schießen sie los!" Der Direktor schüttelte hoffnungslos den Kopf. "Mir ist zu Ohren gekommen, du hast unsere neue Lehrerin die Treppe runtergeschubst" erklärte er. "Ach, die soll sich nicht so anstellen, war doch nur ein Kratzer." entgegnete Miyuki überzeugt. Die Lehrerin stand zwar daneben, aber wen interessierte das schon. Miyuki auf jeden Fall nicht. "Du hättest mich fast umgebracht!" schrie die Lehrerin sauer. "Ja, aber nur fast!" antwortete Miyuki.

Sasaru war natürlich mal wieder klar gewesen, dass das alles Ärger geben würde. Sie musste Miyuki höchstwahrscheinlich wieder aus der Patsche helfen. "Aber Herr Direktor! Miyuki kann sie nicht geschubst haben, weil sie nicht an dieser Treppe runter geht. Sie geht immer im linken Korridor, an der Treppe vorbei, um im Lehrerzimmer zu gucken, ob heute mal wieder jemand krank ist. Sie stand doch aber mitten auf der Treppe, nicht wahr?" versuchte sie es irgendwie logisch klingen zu lassen. "Es kann sie doch auch jemand vollkommen anderes geschubst haben!"

"Das war sie! Da bin ich mir ganz sicher! Dieses Gör!" meinte die Lehrerin vor Wut kochend. Miyuki legte den Kopf schief und fing an zu lachen. "Darf ich Spiegeleier auf ihnen braten wenn sie noch wütender werden?" fragte sie freudig. Die Lehrerin sah sie mit einem verachtendem Blick an. "Was denn? Zu was anderem brauch man sie doch nicht!" entgegnete Miyuki verwundert. Der Direktor packte sich Sasaru und Miyuki und schob sie aus dem Zimmer. "Verschwindet!" seufzte er und machte die Tür zu. "Cool, der Typ hat nicht gemerkt, dass ich seinen Locher geklaut habe." sagte Miyuki und nahm einen Locher aus ihrer Rocktasche.

Sasaru seufzte. "Miyuki, ich weiß, dass du es nicht gewesen bist. Wieso rechtfertigst du dich eigentlich nicht dafür? Du könntest jedes mal rausgeworfen werden!" sagte sie Miyuki völlig verständnislos. Eigentlich würde sie ihr nicht helfen, aber dieses mal war es ja anscheinend wirklich nicht ihre Schuld. Und als Freundin musste sie wenigstens versuchen, das zu regeln. "Ich geh in den Garten. Ich hab noch etwas zu erledigen. Regel das und komm dann nach, okay?" meinte Sasaru und rannte die Treppen hinunter, nach draußen, in den Garten.

Etwas verwirrt über den plötzlichen gesundheitlichen Wandel der Lehrerin, aber gleichzeitig erleichtert, verlangsamte blieb Hiroko auf dem Weg zum Unterricht stehen und nahm seine Trinkflasche aus dem Rucksack. Während er genüsslich seine Cola schlürfte, setzte er sich unter einen Baum im Garten, wo er aus seiner Tasche ein Buch zauberte und darin herumblätterte. // Faszinierend, was Menschen alles über Wesen schreiben, die sie nie gesehen haben... Fabelwesen, wer glaubt denn an sowas?// Er stieß verachtend Luft aus seiner Nase aus und packte das Buch wieder zur Seite. Hiroko stand auf und schlurfte langsam vom Baum weg. Als er ein Mädchen sah, dass nachdenklich zwei Mädchen beobachtete und an einem Trinkpäckchen schlürfte, beschloss er heute doch einmal mit einem Menschen zu reden und stellte sich vor ihr direkt in die Sonne. " Hey... Akina!" Hiroko bemühte sich freundlich zu lächeln.

Leicht erschrocken zuckte die Schwarzhaarige zusammen, als sich plötzlich ein Schatten über sie legte und dieser auch noch etwas von sich gab. "Äh-ähm... Hi!" truckste sie etwas und zwang sich zu einem leicht nervösen Lächeln.

Hiroko ließ sich neben Akina ins Gras fallen. "Und... schmeckt's?" Er deutete auf das Trinkpäckchen und wurde leicht rot.

"Hm... Ja!" antwortete sie automatisch, mit einem leichten panischen Unterton. Wo sie schon einmal einen Gesprächspartner hatte, wollte sie ihn ja auch nicht so lange auf seine Antwort warten lassen. "Magst du auch eins?" fragte sie schließlich und kramte ein weiteres Päckchen aus ihrer reich verzierten Kampftasche. Schon oft wurde sie wegen dieser Lieblingstasche schief angesehen. Wie viele hatten schon so viele Buttons, Ketten, Sicherheitsnadeln und zur Krönung auch noch rot bemalte Rasierklingen auf seiner Schultasche? Noch dazu um die Schulbücher selbst letztlich doch unterm Arm tragen zu müssen, weil die Tasche einfach zu klein war.

Er lächelte schief und griff nach dem Trinkpäckchen. "Hübsches Täschchen hast du da. Bist wohl ziemlich..." Er guckte sich um, als ob in den Bäumen das Wort stand. "...kreativ" Er starrte auf Akina's Tasche und dann etwas bedrückt auf seinen schwarzen Rucksack, der wirklich etwas schlicht aussah.

"Hätte nicht erwartet, dass dir so ein Style gefällt." Ging sie weiter darauf ein, mit einem leisen Kichern im Unterton. "Deinen Rucksack könnte man auch leicht dafür missbrauchen. Schwarz ist da echt passend!" begeisterte sie sich mit leicht glänzenden Augen. "Ich könnte dir dabei ja vielleicht etwas helfen!" steigerte Akina sich langsam hinein. Sie liebte es Taschen und ähnliches so umzugestalten, dass sich jeder Normale umdrehte um mindestens eine halbe Minute ihr Werk zu betrachten. Kichernd erinnerte sie sich an eine Frau die wirklich mehr als offensichtlich ihre bemalten, braunen Chucks begaffte.

Als Sasaru gerade in den Schrein inmitten des Gartens lief, bemerkte sie ein Geräusch. In einer dunklen Ecke des Schreins lag jemand. Als sie näher hinging, erkannte sie, dass es der Junge mit den Katzenohren und dem Schweif war, dem sie auf dem Schulweg begegnet war. Erschrocken kreischend lief sie aus dem Schrein heraus, stoppte dann aber. "Oh Gott, es ist wirklich passiert! Ich muss verrückt sein! Das kann nie im Leben echt sein!" redete sie vor sich selbst hin. "Du könntest leiser sein, finde ich..." sagte plötzlich eine Stimme hinter ihr. Sasaru drehte sich zögernd um. Vor ihr saß der Junge und guckte sie erwartungsvoll und mit dem Schweif wedelnd an. "Und mich aufwecken solltest du auch nicht, Sasaru... Ich hab grade ein Nickerchen gemacht..." ergänzte er mit angelegten Ohren. Sasaru ging einen Schritt zurück. Er kannte ihren Namen. Ein seltsames Gefühl durchkam ihren Körper. Vor sich konnte sie nur noch Umrisse sehen, alles war in einen seltsamen blauen Ton gefärbt. Doch plötzlich verschwand das Gefühl wieder. Auf eine seltsame Weise kam er ihr bekannt vor.

Der Junge schaute sie nun freudig an. "Also hatte ich doch Recht!" Er sprang auf und sprang hippelig auf und ab. "Bevor ich es vergesse... Ihr Menschen seid ja irre schreckhaft, wieso auch immer. Also ich..." Bevor er aussprechen konnte, tritt ihn Sasaru wieder in das Innere des Schreines. Ein paar Schülerinnen kamen gerade über die Brücke vorbei. Ihr war natürlich bewusst, dass niemand ihn sehen sollte. Wer weiß, was man dann mit ihm anstellen würde. Panisch stellte sie sich vor den Schrein und schaute sich um. Leicht wütend kroch der Junge wieder raus. "Wie ich schon sagte, ich..." Erneut trat Sasaru ihn wieder rein, als ein paar Schüler vorbei kamen. "Argh! Ich hab gesagt, dass ich..." - "Bleib drinnen!" Schrie Sasaru entnervt, während sie ihn wieder rein trat. Sie lief ein paar Meter weiter entfernt auf eine Brücke und beobachtete den Schrein von dort aus. Sie wusste nicht, was sie mit ihm machen sollte. Sie war schließlich auch nur ein ganz normales Mädchen, auch wenn sie für die meisten auf den ersten Blick nicht so wirkte. Wahrscheinlich auch eher daher, weil sie an dieser Schule ja für mental beeinträchtigt gehalten wurde. Was auch irgendwie verständlich war. Sie wurde ja ständig durchgerufen, wenn sie eine Behandlung von der Schulkrankenschwester bekommen sollte. Das war ihr auch meistens peinlich gewesen, aber inzwischen hatten sich alle dran gewöhnt.

"So ein Mist..." Bevor der Junge Kiyoshi antworten konnte, lief er schnell die Treppen hinunter. Irgendetwas schien sein Interesse geweckt zu haben. Und anscheinend schien er Kiyoshi dabei nicht mehr zu beachten. Aber er wusste genau, dass Kiyoshi ihm folgen würde, weshalb er so schnell wie möglich durch die Schule und dann nach draußen rannte. Dort sah er sich kurz um, als würde er etwas suchen.

Kiyoshi starrte ihn verwirrt an und bevor er nachfragen konnte, war der Junge auch schon davon gestürmt. Unsicher stand er da und blickte ihm nach, erst als ein Schüler aus den höheren Klassen ihn grob aus dem Weg stieß und an ihm vorbei lief, erwachte Kiyoshi aus der Starre und rief: "Heh, warte doch!" Aber da er wusste, dass dies eh sinnlos war, beeilte er sich und lief hinter ihm her. Draußen hatte er ihn schließlich nach Luft keuchend eingeholt.

Der Junge horchte kurz. Nach einer Weile drehte er sich zu Kiyoshi um und lächelte ihn an. "Tut mir Leid. Ich hatte nur das Gefühl, etwas gehört zu haben. Hast du vielleicht Lust etwas Trinken zu gehen?" fragte er mit einem zuckersüßem Lächeln auf den Lippen. Dabei war es irgendwie nicht mehr ganz klar, was das gerade sollte.

Während Kiyoshi seine Atmung wieder beruhigte, ließ er unruhig seinen Blick schweifen. "Klar, können wir, haben ja eh eine Freistunde, komisch wo die Lehrerin doch fast nie krank ist..." leicht erwiderte Kiyoshi das Lächeln, wandte aber wegen des zuckersüßen Lächelns den Blick schnell wieder ab und lief rot an.

"Ich habe die Lehrerin vorhin gesehen. Sie ist ja angeblich wie von Geisterhand die Treppe hinunter gefallen." Er blinzelte Kiyoshi erwartungsvoll an, als wenn das etwas ganz normales wäre. "Achso, du weißt ja noch gar nicht meinen Namen. Ich heiße Su... Suzao!" Er lächelte verlegen. "Wäre ja ziemlich unhöflich wegzugehen, ohne dass du meinen Namen weißt!" meinte er lächelnd. "Ich kenne hier in der Nähe eine gute Saftbar. Komm mit, ich führe uns hin!" forderte er Kiyoshi auf und ging schonmal vor.